Zauneidechsen - Bilder: Südhang oberhalb der Otto-Keck-Straße

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) gehört zu den in Deutschland besonders und streng geschützten Reptilienarten. In jüngster Zeit ist sie zunehmend von Bestandseinbrüchen und Aussterbeprozessen bedroht (Schneeweiss N. et al. 2014). Der nach Südosten ausgerichtete Wiesenhang oberhalb der Otto-Keck-Straße mit seinen vereinzelten Gehölzen, offenen felsigen Anteilen und dem vielseitigen Nahrungsangebot (Insekten, Spinnen) stellt einen idealen Lebensraum für Eidechsen dar. Wir haben in unserem Schreiben vom 4.12.15 an die Stadt und die Untere Naturschutzbehörde auf das Vorkommen von Zauneidechsen hingewiesen. Die im Sommer 2016 von uns erstellte Dokumentation haben wir am 28.8.16 an die Untere Naturschutzbehörde weitergeleitet. Am 20.10.16 erfuhren wir zufällig, dass aufgrund unserer Dokumentation vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF-Maßnahmen) durchgeführt werden sollen: die Zauneidechsen sollen aus ihren Habitaten in dem geplanten Baugebiet in benachbarte Gebiete vertrieben werden. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass auch die benachbarten Wiesenabschnitte nach unserer Beobachtung dicht mit Eidechsen besiedelt sind. Unseres Wissens liegt weder über das vorgesehene Baugebiet, noch über den geplanten CEF-Bereich ein artenspezifisches Gutachten hinsichtlich Zauneidechsen des Büros Sieber vor.  Die geplanten CEF-Maßnahmen sind ohne dieses artenspezifische Fachgutachten, das im vorliegenden Fall die Zauneidechsenpopulation exakt erfassen muss, gesetzeswidrig und stellen einen Straftatbestand dar (fachjuristische Stellungnahme).

Zauneidechsen: vorläufige Planung und notwendige Kartierung

Die oben eingezeichneten Eidechsenlebensräume sind nur vorläufige Angaben, die auf die Fotodokumentation der Initiative Kalvarienbergpark zurückzuführen sind. Vor einer möglichen Umwandlung in Bauland muss der gesamte Hangbereich oberhalb der Otto-Keck-Straße auf Zauneidechsenbesiedlung untersucht werden. Diese sorgfältige Erfassung ab Frühjahr 2017 ist Voraussetzung sowohl für die Umsiedlungsmaßnahmen als auch für die im Anschluss zwingend vorgeschriebene Erfolgskontrolle der Vertreibung und Neuansiedlung der Eidechsen. Es genügt nicht, nur die Population im geplanten Baugebiet zu erfassen. Auch die für die Umsiedlung vorgesehenen Areale müssen auf dort schon vorhandene Habitate der streng geschützten Reptilien untersucht werden. 

Pflanzenkartierung

Ebenfalls nachgebessert werden muss die Pflanzenkartierung:

  • In einem für Ausgleichsmaßnahmen vorgesehenen Hangbereich unterhalb der Kapelle befinden sich multiple Standorte der geschützten Orchideenart Orchis mascula, subsp.speciosa. Um zu vermeiden, dass diese im Zuge der Schaffung neuer Lebensräume für die Zauneidechsen zerstört werden, muss in diesem Bereich eine Pflanzenkartierung durchgeführt werden.

  • Aus den, in der Bauausschusssitzung vom 17.11.2016 vom Planungsbüro Sieber vorgestellten Bebauungsplänen ist ersichtlich, dass während der Bauphase der Hangbereich oberhalb der Otto-Keck-Straße nahezu bis zu den alten Linden hinauf abgetragen werden muss. Zur Berechnung der geforderten Ausgleichsflächen (geschützte Magerwiese?) muss die Pflanzenkartierung zusätzlich auf diese oberen Hanganteile ausgedehnt werden.